Integrationsmassage

Diese spezielle Form der Körperarbeit hat das Ziel, Trauma-Energie, die in Körperteilen, Organen, Muskulatur oder im Gewebe gespeichert ist aufzulösen. Ich habe sie zusammen mit Walter Brehm entwickelt, der ebenfalls Traumatherapeut ist, mit dem ich oft auch zusammenarbeite. Seine Website: awb-brehm.ch

Besonders nach traumatischen Erlebnissen, die stark auf den Körper eingewirkt haben, z.B. Gewalt, Unfälle, Operationen und Übergriffe zeigt es sich häufig, dass Trauma-Energie auch dann noch in den betroffenen Körperregionen „sitzt“, wenn die Erfahrung schon explizit eingeordnet und bearbeitet wurde. 

Gemäss Upledger 1991, 1999 liegt diesem Phänomen das somato-emotionale Gedächtniss, bzw. die somatoemotionale Entspannung zugrunde, nach dem Emotion (Energie) – resultierend aus physischem und/oder emotionalem Trauma – zurückgehalten, unterdrückt und im Körper isoliert werden kann. Upledger vertritt aufgrund seiner Beobachtungen in seiner therapeutischen Praxis die Theorie, dass »die Organe, das Gewebe und vielleicht jede einzelne Zelle ein Gedächtnis, emotionale Fähigkeiten und Verstand besitzen«. Genau das ist auch meine Erfahrung.

Das kann sich zum Beispiel durch Schmerzen oder anderweitige Beschwerden in den Regionen zeigen, für die es keine medizinische Ursache gibt. Das kann auch ein andauernd hoher Muskeltonus in diesem Gebiet sein, oder Erstarrungsreaktionen (Abwehr- und Schutzhaltung) oder Zittern,  sowie diffuse Wahrnehmungsstörungen. 

Ich benutze bei der Integrationsmassage oft haltende oder langsam streichende Berührungen, oder der Klient berührt sich selber. Das genaue Vorgehen wird immer vorgängig besprochen und in jedem Fall auch fortlaufend und achtsam dem Prozessverlauf angepasst.

Es geht nicht darum, die zum Trauma gehörenden emotionalen und somatischen Inhalte noch einmal vollständig zu durchleben, sondern diese langsam und kontrolliert ins Hippocampus-System, das sogenannt explizite Gedächtnis zu überführen. Dort werden die Informationen sprachlich ausdrückbar, episodisch geordnet, kognitiv überprüfbar und emotional wenig triggerbar verarbeitet und eingeordnet - als es ist vorbei, vergangen, eine abgeschlossene Geschichte - das ist Trauma lösen. (Besser2002; Hofmann & Besser 2003; Besser 1005).

Es geht darum, dass der Traumatisierte und sein Körpersystem noch einmal viel Zeit zum Nachspüren, Benennen, Einordnen und Verarbeiten bekommt, ohne dass er die Kontrolle verliert. Er kann aktiv und selbstbestimmt die Intensität des Prozesses über Distanzierungstechniken und Ressourcen steuern, die extra dafür vorgängig erarbeitet werden. Auch kommen gleichzeitig zu den Berührungen körper- und traumaspeziefische Interventionen zum Einsatz, die unterstützend wirken und Sicherheit vermitteln.

Das sorgfältige und liebevolle Zeit- und Raumgeben, das Benennen, Rehabilitieren und Wegfliessen lassen der Trauma-Energie unter den Händen, sowie das Erleben einer neuen angenehmen und wohltuenden Berührungserfahrung stimuliert die Rezeptoren an den betreffenden Körperstellen. Das führt zu einem Überschreiben der alten Erfahrung (Körpergedächtnis) und zu einem nachhaltigen Auflösen der Abwehrhaltung, Beeinträchtigung oder Verspannung.

Viele Klienten erleben in diesem Prozess das erste Mal wieder Selbstwirksamkeit, die Ohnmacht des damalig Erlebten wird relativiert und überschrieben. Oft erhalte ich die Rückmeldung: „ich bin so froh dass ich den Mut zu diesem Auflöse-Prozess hatte, er war ja gar nicht so schlimm wie ich erwartete.“ Ja, es ist schlimmer weiterhin in der unfertig verarbeiteten Trauma-Reaktion stecken zu bleiben.

„Mut haben heisst Angst haben und es dennoch tun!“ Sie werden gut begleitet.

 

Was mir half

Eine ähnliche Verarbeitungsmethode wurde von Christine Gruber und Martina Hopfner entwickelt. Siehe „PreVerb Traumaintegration“ aus Journal für Psychologie, Jg. 19(2011), Ausgabe 3                                                                                     Zitat von Dami Charf, einer wunderbaren Traumatherapeutin: „Ich selbst bin natürlich absolut enthusiastischer Fan von guten körperorientierten Verfahren. Ich halte es für wirklich unumgänglich, dass der Körper in die Psychotherapie einbezogen wird. Wir sind unser Körper. Jedes Denk- und Verhaltensmuster spiegelt sich in unserem Körper, genauso wie unsere Geschichte alle Spannungs- und Haltungsmuster in unserem Körper prägt.
Wir können endlos über Dinge reden, ohne dass sie sich verändern. Veränderung funktioniert über neue Erfahrungen, die wir fühlen und die uns tief bewegen. Wir können unsere Geschichte integrieren mit all den Verletzungen, wenn wir eine neue Perspektive einnehmen können. Dies ist oft nur möglich, wenn wir uns sicher fühlen, jemand uns dabei begleitet und uns hilft, uns emotional zu regulieren, so dass wir nicht in die alten Gefühle abstürzen oder von ihnen überwältigt werden.“ siehe www.damicharf.com